Weihnachstmusical 2025

Wie verschenkt man Zeit?
„Schenk dir was:“ Weihnachtsmusical der Grundschule war auch ein bisschen Gesellschaftskritik
Von Christiane Barth (RNZ)
Spechbach. (cba) Überraschungen sind doch Mist – oder etwa doch nicht? Unter diesem augenzwinkernden Motto verwandelte sich die Turnhalle in den wohl aufregendsten Ort, an dem man sich an diesem Tag befinden konnte. So jedenfalls kündigten es die Schulkinder an. Denn im „superschicken und neuen Geschenke-Beantragungs-Center“, dem kreativen Schauplatz des diesjährigen Weihnachtsmusicals „Schenk dir was!“, herrschte ein quirliges Treiben wie am Flughafen. Wie immer wurden zwei Aufführungen geboten.
Lampenfieber, Vorfreude und weihnachtliche Kribbelstimmung: Diese vorweihnachtliche Atmosphäre war in der gut besetzten Festhalle deutlich zu spüren. Ein Musical, in dem das Bestellen, Wünschen und Schenken einmal gründlich auf den Kopf gestellt wird, wartete in der diesjährigen Auflage des Weihnachtsmusicals der Grundschule auf die Gäste.
In der rasanten und humorvollen Geschichte bestellen alle Figuren ihre Geschenke buchstäblich auf den letzten Drücker – und selbstverständlich ausschließlich für sich selbst. Sich Gedanken über Wünsche anderer zu machen, scheint für die Nutzer des Geschenke-Centers fast schon anachronistisch. Die Kinder schmettern ihre einstudierten Lieder mit sichtbarem Vergnügen.
Doch so glatt, wie es die moderne Technik verspricht, läuft es in der Glitzerwelt des automatisierten Schenkens am Ende natürlich nicht. Zwischen Bestellungen, kleinen Pannen und großen Einsichten entwickeln sich Szenen voller Humor und Gefühl, die das Publikum gleichermaßen zum Lachen und Nachdenken bringen. Denn hinter all dem bunten Trubel steckt eine zentrale Frage: Was bedeutet es heute eigentlich noch, jemandem etwas zu schenken? Und vor allem, was ist, wenn sich jemand Zeit wünscht?
Bevor der gedachte Vorhang sich hob, begrüßte Marina Beetz vom Förderverein die zahlreich erschienenen Eltern, Großeltern, Geschwister, Lehrer und neugierigen Vorschulkinder. In warmen Worten schilderte sie, mit welcher Begeisterung die Kinder in den vergangenen Wochen geprobt hatten. „Mit so viel Herzblut – und jedes Jahr staunen wir erneut über die Talente, die hier auf der Bühne stehen“, sagte sie sichtlich stolz.
Sie gewährte außerdem einen kleinen Blick hinter die Kulissen und machte deutlich, dass vieles, was an diesem Abend selbstverständlich wirkte – von liebevoll gestalteten Kostümen über aufwendige Dekorationen bis hin zur Technik – ohne die Unterstützung des Fördervereins gar nicht möglich wäre. Auch Musikinstrumente und Lizenzen vergangener Musicals wurden durch Spenden finanziert. „Wenn Ihnen die Vorstellung gefällt und Sie ein bisschen musikalischen Glitzer in den Schulalltag zukünftiger Jahrgänge bringen möchten, freuen wir uns sehr über Unterstützung“, erklärte sie und traf damit bei vielen Gästen einen offenherzigen Nerv.
Auch Schulleiter Rafael Keilhauer begrüßte die Besucher. Mit einem Schmunzeln kündigte er an: „Wir haben weder Ochs noch Esel – und trotzdem wird es weihnachtlich. Lassen Sie sich überraschen!“ Kaum waren die ersten Takte gespielt, legten die Kinder mit sichtbarer Spielfreude los. Schon das Eröffnungslied „Oh ho ho – heut werden Wünsche wahr!“ hallte kräftig durch die Halle. Die kleinen Sängerinnen und Sänger gaben alles: mal stimmgewaltig, mal zart, mal frech – und immer mit leuchtenden Augen und voller Energie.
Das Stück war gespickt mit pointierten Dialogen, witzigen Charakteren und kleinen Momenten, in denen der Alltag auf charmanter Weise gespiegelt wurde. „Ein bisschen Gesellschaftskritik ist schon dabei“, bemerkte Keilhauer. „Man kann heute fast alles bestellen und liefern lassen – aber Zeit füreinander zu schenken, das ist und bleibt das Wertvollste.“ Und genau dieses Gefühl transportierten die Kinder mit überraschend viel Ausdruck und feinem Gespür.
Foto: Die Grundschüler hatten mit viel Herzblut ein rasantes Weihnachtsmusical einstudiert, das sie mit großer Spielfreude präsentierten.